Indien, Zweiter Akt

Anfang April

Tobias hier.

Als ich nach der Landung in den frühen Morgenstunden aus dem Flugzeuge steige, rieche ich ihn wieder. Dieser Geruch aus verbrannten Gewürzen, eine erdige Hitze. Der Geruch Delhis. Vielleicht riecht ganz Indien so, ich kann es nicht genau sagen, nachdem ich beide Male Indien in Delhi betreten habe, gewöhnt man sich an den Geruch.

Und es löste Gefühle in mir. Ein Grinsen lag auf meinem, von 6 Stunden Flug etwas knittrigem Gesicht. Da bin ich also, in Indien, zum zweiten mal. Nach Rosenheim und Baden-Baden habe ich am meisten Zeit in Delhi verbracht. Bis jetzt fühlt es unecht an, viel zu bekannt sind mir die Häuser, Straßen und U- bahnstationen hier. Ein bisschen so, als ob ich die letzten 2 Jahre nicht weg war, meine Zeit und Erfahrungen in Bayern fühlen sich weit weg an.

Warum also nochmal hier her kommen? Nochmal für 6 Monate ein Land erleben, aus dem ich schon das letzte mal nicht schlau geworden bin? Ich kann es nicht sagen. Wer weiß, ob mir in den nächsten 5 Monaten eine Antwort dazu in den Sinn kommt.

Bis jetzt fühlt es sich verrückt an, an Orte zurückzukehren, die ziemlich weit weg erschienen. An denen eher so eine Aura des einmaligen anhaftete. Vielleicht irritiert mich das bis jetzt so: dass man etwas wiederholt, was nicht gerade nahe liegt, was sich nicht gerade anbietet.
Aber man kann es machen.

Interessant sind die Veränderungen, die sich in Vergleich zu vor zwei Jahren entwickelt haben. Womöglich fällt es uns nicht auf, aber welche signifikanten Änderungen des öffentlichen Lebens fallen uns in Deutschland ein? Außer Pokémon Go und die verwirrt-besorgten Montagswandler in Dresden?

In Indien steht man heutzutage in der Schlange an, einer hinter dem anderen. Was vor zwei Jahren noch eine wüste Schieberei und Drückerei in einer einzigen Traube war, ist heute meterlang und einreihig am Ticketschalter der Metro.
Es gibt Mülleimer! Was als ordnungsliebender Tourist allein schon Grund zur Freude wäre, doch sie werden auch benutzt. Es war ein Ding der Unmöglichkeit seinen eigenen ChaiBecher nicht auf die Straße zu schmeißen. Es gab einfach kaum Mülleimer und heute hat jeder Teestand seinen eigenen.
Die Straßen sind signifikant sauberer. Watete man früher Knöcheltief in Abfällen, sieht man heutzutage vielerorts Straßenfeger.

Es hat sich was geändert in diesem Land, ebensosehr ich mich, vermeintlich. So kann der Versuch, den ersten Indien Aufenthalt mit dem zweiten zu vergleichen nur scheitern. Ich werde mich wohl von  keinen Erwartungen und Ansprüche einschränken lassen, sondern die nächsten Monate einfach kommen lassen. Ich freu mich drauf.

Update Ende April:

Was sich auch geändert hat, ist der Grund meines Aufenthaltes. War  das Praktikum vor zwei Jahren ein legitime Berichtigung in Indien zu sein und einiges an Blödsinn mitzumachen, bin ich dieses mal freiwillig in diesem Land. Aus eigenem Willen, gekommen um, was zu machen. (Ja, was eigentlich genau?)
Gekommen um zu reisen. Wie geht das denn?  Wieviel mangelnde Hygiene, wieviel Hitze, wieviel Lärm, wieviel Durchfall, wieviel "Where are you from?"  erträgt man aus freiem Willen? Ein bisschen stellt sich einem die Sinnfrage.
Das was wir im ersten Monat erlebt haben, war wunderschön. Die Natur, die Menschen, die Ruhe. Im Gegensatz dazu war das Praktikum ein Actionfilm in Dauerschleife, ständig überschlugen sich die Ereignisse und Skurrilitäten.
Dieses äußert sich auch im Blog, den zu schreiben ich mich sehr erfreue. Es ist weniger spektakulär, wasnwir sehen und erleben. Eher sehr schön und meist eher ruhig, entspannt.
Was mich dann wieder zu der Frage bringt, ob es den überhaupt interessant ist, standrdas schöne zu lesen, im Blog. Wobei man den ja doch auch für sich selbst schreibt.
Man wird sehen.

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