Leh 29.7. - 5.8.


Tobias hier.

Die Fahrt mit den freundlichen drei Belgiern ist kurzweilig. Wir genießen die erstmalige, bequeme Erfahrung eines privaten Taxis, diese modernen Toyotas, in denen ich nie sitzen wollte. Es geht über weitere Hochtäler in Richtung der Schnellstraße die Manali mit Leh verbindet. Die Landschaft gleicht unseren letzten drei Tagen Wandern, weite Steinwüsten und eine holprige Straße. Ab dem Highway geht es zügig über breite, asphaltierte Straßen nach Ladakh, vorbei an bizarren, lilanen Felszacken.

Wir kommen in Leh an. Die erste größere Stadt seit drei Monaten trifft uns mit voller Wucht. In Uttarakhand waren wir nur in Dörfern unterwegs und auch Manali hatte, an den richtigen Orten, mehr das Flair einer Kleinstadt. Es ist laut, viel Verkehr, heiß, viele, viele Menschen und zu viele Möglichkeiten. Die Suche nach einem passenden Guesthouse gestaltet sich schwierig. Viele Neubauten sind zu teuer und unsympathisch, andere ausgebucht. Wir dachten wir sind zur Erholung hier und nun wandern wir seit einer Stunde mit unseren Rucksäcken in der Hitze durch die weitläufig verteilen Gasthäuser Lehs. Doch dann landen wir bei einer freundlichen Familie mit großem Innenhof mit Garten und Babykatzen, die doch noch ein schönes Zimmer für uns haben. Zur Begrüßung gibt es keinen Chai sondern Khawa: Einen süßen, goldigen Tee mit vielen Gewürzen und gestoßenen Mandeln, der traditionell in Kaschmir gereicht wird. Wie sich später herausstellt, ist es das erste Guesthouse von Leh, seit vierzig Jahren im Betrieb, ein Zimmer hat zu Beginn 50 Rupie pro Nacht gekostet. Das sind heute 10 Bananen, 5 Chai oder eine Kokosnuss.

Die nächsten Tage versuchen wie die Füße auf den Boden zu bekommen. Die Zivilisation hat uns wieder, mit all dem damit verbundenen Konsequenzen. What to do?
Seit vier Monaten ist dieses Leh und Ladakh ein erklärtes Ziel unserer Reise, irgendwelche unbewussten Erwartungen verursachen nun eine gewisse Unruhe. Doch viel scheint uns hier nicht zu reizen. Ein buddhistisches Hochtal hatten wir sehr viel unkommerzieller in Spiti, eine Backpacker Hochburg übersichtlicher und ruhiger in Manali und Rudel von Israelis gibt's eh überall. Hinzu kommt, dass Leh DIE Trekking Stadt Indiens ist, dementsprechend sind viele, frisch komplett bei Globetrotter eingekleidete, Europäer zu sehen. Ebenso viele Trekkinganbieter haben ihre Büros an jeder Ecke der Stadt. Nicht gerade unsere Lieblingsatmosphäre.

Unser Material löst sich hingegen langsam aber sicher auf. Schon seit einigen Monaten sind wir unser eigenes kleines Repaircafé, hier muss ein Loch gestopft, dort ein Riss genäht werden. Bei Johannas T-Shirt wäre das verlorene Liebesmühe. Es ist total durchlöchert und wandert im den Müll. Als Ersatz kauft sie sich ein bestickes Top in sanftem Curry Gelb. Ich entscheide mich für ein hippieskes, buntgestreiftes Baumwollhemd.

Wir essen viel, einmal möchte Johanna ihre Pommes etwas mehr frittiert als die indienübliche weissgelben, wabbeligen Kartoffelstäbchen. Fragt sie also die Bedienung: could you make the fries a bit longer? Verwirrter Gesichtsausdruck antwortet entschuldigend: sorry, we buy them frozen, we cannot make them longer. Recht hat er und geht Richtung Küche. Wir zuerst perplex, dann amüsiert hinterher: No, we mean, fry them longer!

Es gibt einige Sehenswürdigkeiten: viele Stupas, ein altes Fort, Moscheen, den Palast der ehemaligen Könige von Ladakh und ein sehr schönes, modernes Museum über Zentralasien (ein weiterer Fleck auf dieser Erde, von dem Ich nichts weiß). Ich brauche einige Tage, bis sich das beruhigende Gefühl einstellt, sich auszukennen und zu wissen was man hier machen möchte. Kleine Dinge tragen dazu bei: die leckeren Gerichte auf den endlos langen Menükarten der Restaurants, einen General Store der Eis verkauft, ein ruhiges Internetcafe, die Aussicht über die Stadt nach einem kleinen Spaziergang auf baumgesäumten, engen Fußwegen durch alte Häuse und unser schönes, ruhiges Guesthouse mit Garten.

So kommen wir langsam zu unserer Erholung und freuen uns auf die Zeit hier.
Sarah aus Manali hat uns hier in Leh ein Yoga Zentrum empfohlen. Der Kurs ist wirklich ansprechend, wir fühlen uns wohl und beschließen die nächsten Tage regelmäßig daran teilzunehmen. Nach dem zweiten Tag habe ich so Muskelkater im ganzen Körper, dass ich froh bin, dass wir die nächsten Tage wieder Bergsteigen gehen werden.

Dazu dann mehr im nächsten Eintrag. Bis dahin eine lose Ansammlung von Bildern aus Leh.











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